Es geht um Tausende Arbeitsplätze. Bearbeitet von Horst Breunig 01.03.2024 | aktualisiert: 01.03.2024 15:34 Uhr

IG Metall sorgt sich um die Zukunft bei ZF in Schweinfurt

04.03.2024 | Die Gewerkschaft IG Metall sieht aufgrund interner ZF-Aussagen die Zukunft der Fertigung der Elektromobilität in Deutschland gefährdet. Was sagt der Betriebsrat?

Eine Aussage in der Sitzung des Wirtschaftsbeirates birgt aus Sicht der IG Metall enorme Sprengkraft. Demnach "will der Konzern auf Sicht keine Neuprodukte für die
Elektromobilität mehr in Deutschland ansiedeln", wird Thomas Höhn, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Schweinfurt, in einer Pressemitteilung der IG Metall zitiert, der auch nachfolgende Informationen entnommen sind.

Die Zukunft der Fertigung der Elektromobilität in Deutschland und damit besonders die Fertigung am Standort Schweinfurt werde dadurch infrage gestellt. Für Augenwischerei hält Höhn ein Zitat der neuen ZF-Personalvorständin in einem aktuellen Interview, in dem sie sage "Wir sind nach wie vor überzeugt vom Standort Deutschland". Intern mache das Management gegenteilige Aussagen und plane Produktionsaufbau im billigen Ausland, schreibt die IG Metall
weiter.

Die Belegschaft in Schweinfurt wird an diesem Freitag, 1. März, und am kommenden Montag im Rahmen von Betriebsversammlungen über die Entwicklungen im Konzern informiert. Rund 9000 Beschäftigte am Standort Schweinfurt Das Hauptwerk des ZF-Standorts in Schweinfurt mit seinen rund 9000 Beschäftigten sei stark
durch die Elektromobilität geprägt, über 60 Prozent der Belegschaft in diesem Zukunftsfeld tätig.

Hier zeige sich besonders, dass sich die Zuliefererindustrie durch Digitalisierung und Elektrifizierung des Antriebsstrangs verändere. Aus diesem Grund hatten Betriebsrat und ZF 2018/2019 unter dem Titel SCW 2030 ein Programm vereinbart, um die weitreichenden Veränderungen proaktiv zu gestalten und den
Standort wettbewerbsfähig für die Zukunft zu machen. Ziel des Programms war es, im Gegenzug zu Investitionen am Standort deutliche Einsparungen zu erzielen und damit langfristig Zukunftsperspektiven und Arbeitsplätze zu sichern. Im Winter 2023/2024 wurde das Programm SCW 2030 von ZF und Betriebsrat als erfolgreich abgeschlossen erklärt.

„ZF hat der Belegschaft in Schweinfurt in den vergangenen Jahren sowieso schon einiges abverlangt“, wird Oliver Moll in der Pressemitteilung der IG Metall zitiert. Der ZFBetriebsratsvorsitzende in Schweinfurt fürchte, dass allein durch bisherige Ankündigungen von ZF mittelfristig 2000 Stellen am Standort abgebaut werden könnten. Ein Szenario ohne Neuprodukte für die Elektromobilität in Deutschland sei bei dieser Einschätzung noch gar nicht berücksichtigt. „Die Entwicklungen und Aussagen sind wirklich besorgniserregend – gerade für den Standort Schweinfurt“, betont Moll.

Dass es jetzt auch eine entschiedene Unterstützung seitens der Politik, seitens des Oberbürgermeisters der Stadt Schweinfurt bedarf, macht Thomas Höhn von der IG Metall deutlich: „Es geht hier um den größten Arbeitgeber in der Region, es geht um Tausende Arbeitsplätze. Deshalb braucht es jetzt dringend eine gemeinsame Kraftanstrengung, um die Stärke des Standortes zu erhalten. Wenn wir jetzt nicht dagegenhalten, wird die gesamte Region darunter leiden und dauerhaft an Attraktivität und Wohlstand verlieren.“

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